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Interviews with Brigitte Züger

Tanzvereinigung Schweiz März 2022

Tanzvereinigung Schweiz März 2022

 TVS Interview – Tanztherapie/Emotionen

Du bist Tanz- und Bewegungstherapeutin und hast dich im Verlauf deines Lebens mit diversen Körper- und Bewegungsmethoden auseinandergesetzt, was fasziniert dich an Tanz und an der bewegten Körper- und Therapiearbeit?

Ersteinmal möchte ich darlegen, wie wir Tanztherpeut:innen den Tanz definieren: Tanz ist erlebte Bewegung, welche ihre Dynamik durch  emotionale Anbindung und innere Haltung bekommt.

Mich fasziniert, wie jeder Mensch sich anders ausdrückt, obwohl wir alle dieselbe Körperstruktur haben. An der Therapiearbeit fasziniert mich, dass einerseits die bewegte Person mit der Zeit erlebt, dass der Körper in Bewegung immer tiefere Einsichten und Erkenntnisse offenbart und anderseits die bewegende Person sehr schnell merkt, was ihr gut tut und was nicht. Mich fasziniert es, Menschen darin zu begleiten: Welche Bewegungs- und Erlebensanleitung braucht jemand, damit dieser Prozess in Gang kommt. Als Guidline dienen mir dafür meinen tanztherapeutisch spezifischen Bewegungsassessments und -interventionen. Da dieser Prozess bei jedem Menschen einzigartig und ausgesprochen individuell ist, braucht es von meiner Seite viel Gegenwärtigkeit, Wissen und auch Intuition. Meine langjährige Erfahrung ist natürlich auch sehr hilfreich….Diese Mischung fasziniert mich ausserordentlich und gelingt mir dann, wenn ich mich wahrhaftig auf mein Gegegenüber einlasse.Gelingt das, entsteht Neues, Unvorhergesehenes, Beindruckendes, nicht Erwartetes, auch das ist ausserordentlich faszinierend.

Was ist Tanztherapie?

Dafür gibt es die Definition von der European Association for Dance Movement Therapy (EADMT) die mir entspricht und mir gefällt:

Tanztherapie ist die therapeutische Nutzung von Bewegung zur Förderung der emotionalen, kognitiven, körperlichen, spirituellen und sozialen Integration des Einzelnen. Tanz als Körperbewegung, kreativer Ausdruck und Kommunikation ist der Kernbestandteil von Tanztherapie. Ausgehend von der Tatsache, dass der Geist, der Körper, der emotionale Zustand und die sozialen Interaktionen miteinander verbunden sind, stellt die Körperbewegung gleichzeitig das Mittel zur Beurteilung und die Art der Intervention für die Tanztherapie dar.

Was hat dich dazu bewegt dein Leben dem Tanz und der Bewegungstherapie zu verschreiben? Wie bist du zum Tanz gekommen?

Als ich 18 Jahre alt war, wurde mir klar, dass ich nur Mensch werden kann, wenn ich mehr Verbindung zu meinem Körper habe. Also bin ich Gymnastiklehrerin geworden, weil mich die anmutige Bewegung sehr faszinierte. In dieser Ausbildung bin ich mit dem Moderem Tanz in Verbindung gekommen, was mich ausdrucksstark und vital hat werden lassen. Es war ein Gefühl von tiefer Zufriedenheit, die keine Worten nahe kommt: erlebte und gelebte Lebendigkeit in allen Variationen und weiterreichender als meine Körpergrenzen: Ein Ruf und Hall durch das ganze Universum. Das hat mir das befriedigende Gefühl der Verbundenheit und Aufgehobenheit vermittelt. Nach meinem Tanzstudium in New York war mir klar, war mir  klar, dass ich nicht in erster Linie „Tanzschritte“ vermitteln will, sondern das durch den Tanz erlebare vitale Körpergefühl in seinem ganzen Ausdruck vermitteln möchte. Das gelang mir erst, als ich merkte, dass „die Seele mittanzen muss“.

 Welche Grundhaltung liegt deiner therapeutischen, pädagogischen und künstlerischen Arbeit zugrunde?

Definitiv und absolut eine humanistische Grundhaltung. Dafür bin ich dankbar. Hier die Definition dafür:

Jeder Mensch ist einzigartig und wird als ein Individuum betrachtet, dessen Körper, Geist und Seele miteinander verwoben sind und sich gegenseitig beeinflussen. Das kreative Potential jedes Menschen wird erkannt, erfasst, geschätzt und unterstützt. Dabei wird dem Individuum die Fähigkeit, anderen Menschen dieselben Rechte zu gewähren und darüber einen Diskurs zu führen, zugestanden und auch von ihm erwartet.

Die humanistische Sichtweise betrachtet den Menschen eingebettet in ein ökologisches und soziales Umfeld, mit dem er in Resonanz treten kann. Er hat ein Recht auf Freiheit sowie die Berechtigung und Verantwortung auf Selbstbestimmung. Dieses Menschenbild stellt die Wechselwirkung von inneren Prozessen und der Resonanz auf äussere Gegebenheiten in den Vordergrund. Aus diesem Grund betrachten wir den Menschen auch als holistisches Wesen.

In diesem Jahr begleitet uns das Thema Tanz und Emotionen. Kannst du uns aus tanztherapeutischer Sicht erzählen, was Emotionen sind, welche Funktion sie in unserem Leben haben und welche Rolle sie in der Tanztherapie spielen?

Emotionen sind sogenannte „Marker“. Sie zeigen uns auf, wie wir uns fühlen und geben uns Informationen darüber, wie wir uns verhalten sollten: Angst zeigt uns auf, dass wir vorsichtig sein müssen. Freude zeigt und auf, dass wir mit allen Umständen rund um uns herum an einem guten Ort sind. Wut ist die Kraft, die uns ermöglicht uns unseren eigenen Raum wieder einzunehmen usw.

Das Wort Emotion ist nicht weit weg vom Wort Motion. In der Tat berichtet uns Antonio Damasio davon, dass jede Emotion auch eine Veränderung des Muskeltonus ist. Er meint damit auch, dass der Körper, resp. die Bewegung und die Emotionen eigentlich EIN Vorgang sind, denn er sagt auch, dass jede Veränderung einer Emotion auch eine Veränderung des Muskeltonus ist oder umgekehrt. Somit bewegen wir uns in der Tanztherapie also ständig zwischen Erleben(der Bewegung, der Emotionen, stimmungen , innerer Bilder)  und aktiver Bewegung. Somit werden Erkenntnisse generiert, die bis dahin im Unbewussten gelebt haben.

Ich beobachte, dass Menschen, die ihre Emotionen vernachlässigen in dem Masse auch ausdruckslose Körper haben und Menschen, die Ihre Emotionen zurückhalten, eher verspannte Körper haben. Das kann mit dem oben beschriebenen Prozess bearbeitet werden.

Wir haben gelernt unsere Emotionen im digitalen Raum durch Emojis auszudrücken. Wie erlebst du den Umgang der Menschen mit Emotionen in deiner therapeutischen Arbeit?

Ich liebe Emojis, sie geben den Worten die „richtige Farbe und den Hinweis auf die Emotion der/des Sender:in. Sie tragen demzufolge zu einer klaren Kommunikation bei, weil sie die Emotion, die durch die kurzen Sätze verloren geht, durch das Emoji kommuniziert wird. 

 Welchen Umgang mit Emotionen und mit dem eigenen Körper würdest du dir in unserer Gesellschaft wünschen? Wo siehst du in dieser Hinsicht Entwicklungspotential?

Ich würde mir wünschen, dass es bekannter ist, dass unsere Emotionen in einer direkten Verbindung zu unserer Bewegung stehen: Wir sagen ja auch, dass wir „bewegt“ seien, wenn uns etwas emotional betrifft. Das stimmt, denn auch wieder Antonia Damasio sagt, dass jede Emotion mit einer Muskeltonusveränderung einher geht.

Dass wir nicht mehr von negativen Emotionen, sondern zwischen eher angenehmen resp, eher unangenehmen oder herausfordernden Emotionen sprechen. Negativ heisst in der Physik „nicht mehr fliessend“. Das deckt sich, denn wir haben die Tendenz, unangenehme Emotionen festzuhalten oder sogar zu unterdrücken, was wir mit unseren Muskeln machen. Der Krux ist, dass fliessende Emotionen sich sehr schnell verändern, was heisst, dass blockierte Emotionen sich nicht verändern können, was wir ja grade nicht wollen.  Man darf auch nicht vergessen, dass wenn wir Emotionen blockieren, wir auch uns, unser Bewusstsein, unsere Eindrücke, unser vitaler Ausdruck und im schlimmsten Fall auch unsere Organe blockieren. Es ist ein Zustand wie eingefroren sein.  Die Entwicklung in unserer Kultur sollte also auf den authentischen Emotionsausdruck ausgerichtet sein

 Welchen Einfluss nehmen Emotionen auf Lern- und Lehrprozesse und was bedeutet das für unsere tanzpädagogische Tätigkeit?

Erlebte Emotionen machen durchlässig öffnen uns und unsere Wahrnehmung. Wir werden neugierig, was die wichtigste Grundalge für den Lernprozess ist. Sobald wir überfordert sind, entsteht Stress und Verspannung. In Stresssituationen schaltet der Körper auf „“ und alle Kraft wird für die Reaktion auf die Gefahr, die Gefahrenminderung resp für das Ausschalten der Gefahr verwendet.  Neugierde und Offenheit verschwinden, der Lernprozess ist blockiert. Für die Pädagogik heisst das, dass eine vertrauensvolle Lernumgebung und Raum und Zeit für die Exploration wichtig sind. Für die Tanzpädagog:innen wünsche ich mir, dass sie wüssten, dass eine Emotion auch eine Muskeltonusveränderung, also eine Bewegung ist und dass sie auch mit diesem Bewusstsein unterrichten,

 Wie siehst du aus tanztherapeutischer Sicht das Verhältnis zwischen Körper und Psyche?

Da müssten wir erst einmal definieren, was die Psyche ist. Nehmen wir einmal an, dass die Psyche die Gesamtheit des Fühlens, Empfindens und der Gedanken (als Folge des Fühlens und Empfindens)  ist, ist der Körper das Mittel für diese Funktionen. In diesem Sinne ist der Körper ausführend und schafft auch Kommunikation und daraus folgend Beziehung zu den Dingen und Menschen in unserer Lebenswelt.

 Woraus schöpfst du? Was inspiriert dich in deiner Tätigkeit?

Mich inspiriert der Mut meiner Klient:innen, sich immer wieder mit ihren verborgenen, zurückgehaltenen oder noch unbekannten Emotionen zu verbinden und ich schöpfe aus dem Staunen über das auftauchen von beeindruckenden Erkenntnissen für den persönlichen Wachstumsprozess, wenn Menschen ihre Emotionen und ihre Bewegung (wieder) fliessen lassen können. Das ist auch pure Vitalität und Lebensfreude.

 Welche tanztherapeutischen Ansätze lassen sich in der tanzpädagogischen Arbeit integrieren und können diese bereichern?

Sicherlich das Laban Bartenieff Bewegungssystem. Es lehrt Bewegungsprinzipien und ist nicht eine Technik. Das heisst, dass es, wenn es angewendet wird, sehr persönlich erlebt werden kann und somit die (Bewegungs)persönlichkeit unterstützt. Der Kreative Ausdruckstanz, aber auch Tanztechniken können davon profitieren.

 Wie hat deine Auseinandersetzung mit Tanztherapie und verschiedenen Körpertechniken dein Leben und deine pädagogische Tätigkeit über die Jahre beeinflusst? Was hast du gelernt?

Ich habe gelernt, dass dem Körper eine undendliche und sehr beeindruckende Intelligenz zugrunde liegt: Der Schlüssel dazu ist das Bewusstsein für den Körper, seine Strukturen von den Knochen über die Organe bis hin zu den Zellen und natürlich der ganze und unendliche Reichtum der Bewegung.

Besten Dank Brigitte, das war interessant!

Verband Krankenpflege Januar 2023

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